Historisches

Die Entwicklung der Zentralschule Adorf


Die Mädchenschule wurde 1901 geweiht. Der Schulanfang in dieser Zeit erfolgte stets zu Ostern. Die Zuckertüten wurden den ABC-Schützen von ihren Eltern überreicht. Allerdings waren die Tüten bescheiden und meist mit Keksen und Brot gefüllt. Im Jahre 1932 gab es gerade 100 Schulanfänger in Adorf. Seit Ostern 1925 gab es in Adorf einen Schularzt. Ab 1928 wurde das Milchfrühstück gegen Bezahlung eingeführt. Extreme Disziplin stand auf der Tagesordnung und der Rohrstock war für die Lehrer ein wichtiges Hilfsmittel. Die Schüler hatten nur Schiefertafeln und Holzfederkästchen als Schulmaterial. Schulbücher stellte der Staat zur Verfügung. Teilweise wurde auf Zeitungsränder geschrieben. Bei schönem Wetter war die Hofpause Pflicht. Bei Regen wurden in den Korridoren in Zweiergruppen Runden gedreht. Der Schulabgang erfolgte in Form einer kleinen Feier nach der Konfirmation. Die Fortbildungsschule der Stadt wurde zu einer selbstständigen Berufsschule umgestaltet. Von Ostern 1928 bis Ostern 1933 sank die Schülerzahl an der Berufsschule von 531 auf 197. Zu den Unterrichtsfächern 1926 gehörten: Lebenskunde, Bürgerkunde, Schriftverkehr, Hauswirtschaftliche Buchführung und Rechnen.
In den letzten Kriegstagen 1945 wurde die Schule schwer beschädigt. Evakuierte Flüchtlinge erhielten dort ein Notquartier. Nach umfangreichen Reparaturmaßnahmen konnte am 1.4.1946 der volle Unterricht wieder durchgeführt werden. Einige Klassenräume waren bis 1949 noch von der Berufsschule, der Volkssolidarität und durch den Kindergarten belegt. 1949/50 zog ein Teil der Berufsschüler in die alte Schule um. Nach und nach wurden Schäden und Mängel beseitigt. Die Einrichtungen und Fachunterrichtsräume sowie die Turnhalle wurden hergerichtet.
Im Zuge der Umorganisierung des Schulwesens wurden ab 1.9.1950 die Grundschulen Arnsgrün und Jugelsburg aufgelöst. Im September 1950 sind an der Grundschule Adorf von 25 Lehrkräften 1109 Schüler in 26 Klassen unterrichtet worden. Vom 1.9.1953 bis 31.8.1955 wurden beide Schulen als selbstständige Einrichtungen geführt. Bis 1960 wurden in der alten Schule Unterstufenklassen unterrichtet, sie waren jedoch an die Zentralschule gebunden. Ab 1952 wurde die Zentralschule Adorf zur Zehnklassenschule auf- und ausgebaut. Sie entließ 1954 ihre ersten Absolventen mit der mittleren Reife. Die neue Schule wurde als Zentralschule seit 10.1.1955 für Gettengrüner und seit 1.9.1958 für Wohlbacher, Hermsgrüner und Saaliger als Bildungsstätte genutzt. Ab 2. Dezember 1959 erhielt die bisherige Zentralschule die Bezeichnung „Zentrale Oberschule“ und führt seit dem 1.9.1960 die Schüler bis zum Abschluss der 10. Klasse. Vom 5.10.1979 bis zur Wende trug die Schule den Namen „Karl-Liebknecht-Oberschule“. Die Marieneyer Dorfschule wurde 1956 geschlossen. Die Schüler gingen bis 1967 in die Oberschule 1 in der Lessingstraße und ab 1.9.1967 in die Oberschule 2 am Kirchplatz. Freiberg hatte bis 1961 eine eigene Schule. Ab 1.9.1961 gingen die Schüler in die Oberschule 2 am Kirchplatz. In Remtengrün wurde die Dorfschule schrittweise geschlossen. Schüler der Klassen 5 – 8 gingen ab 1.9.1951 in die Zentralschule, ihnen folgte ab 1.9.1962 die Schüler der Klasse 4 und ab 30.3.1970 kamen auch die Schüler der Klassen 1 – 3 in die Zentralschule. Am 1.9.1969 wurde die Dorfschule Leubetha-Rebersreuth aufgelöst und die Schüler gingen danach in die Oberschule 1 in der Lessingstraße.
ab 25.03.1946 Wiedernutzung des Schulgebäudes für den Unterricht (5 Klassen)
ab 01.14.1946 Zentralschule (alle Klassen)
ab 01.09.1952 Aufbau der Zehnklassenschule
ab 01,09.1960 Zentrale Oberschule
ab 05.10.1979 Karl-Liebknecht-Oberschule
ab 1991 Zentralschule
ab 20.08.1992 Mittelschule

Die allgemeinbildende polytechnische Oberschule und das Fach „Produktive Arbeit “ in der DDR
Die Verbindung von Schule und Betrieb, die Einbindung der Schüler in den Betriebsablauf und damit die Übertragung von Verantwortung für das geschaffene Produkt führte zur Herausbildung von Eigenschaften wie Disziplin, Gewissenhaftigkeit, Sauberkeit, Exaktheit, Zuverlässigkeit sowie zu sorgsamem Umgang mit Material und Produktionsinstrumenten im Arbeitsprozess. Fast alle Betriebe im Raum Adorf waren auf verschiedene Art und Weise einbezogen. Die Klassen 7 und 8 fertigten im Polytechnischen Kabinett der Musima Adorf Teile für Musikinstrumente sowie Konsumgüter. In den Klassen 9 und 10 waren Schüler vor allem in den Produktionsbereichen der Vowetex und Halbmond tätig. Solide und anwendungsbereite Kenntnisse, Fertigkeiten und Gewohnheiten wurden zur Grundlage für die spätere Berufsausbildung. „Schafft ja nicht die Polytechnik ab, sie gehört mit zu dem Besten, was ihr habt!“ war die Meinung eines bayrischen Kollegen auf der Mittelschultagung in Dresden nach der Wende. Viele der Anforderungen, die die Wirtschaft heute an einen Schulabgänger stellt, wurden damals durch die polytechnische Arbeit vorbereitet und realisiert.
Die Zentralschule zur Wendezeit 1989/90
Die Wendezeit war die Zeit der politischen Veränderungen in der damaligen DDR. Wir Schüler unterhielten uns über diese Zeit mit einzelnen der damals an unserer Schule unterrichtenden Lehrern, um so viel wie möglich über diese Zeit zu erfahren. Aus einem Gespräch mit unserem Bürgermeister Christian Heidan, der damals an der Juri-Gagarin-Schule arbeitete, erfuhren wir u.a.: Es gab drei Schulen:
„Grüne Schule“ = Juri-Gagarin-Schule
„Weiße Schule“ = Reinhold-Huhn-Schule
„Rote Schule“ = Karl-Liebknecht-Schule
Heute existieren nur noch zwei Schulen in Adorf:
die Grundschule (ehemals Weiße Schule, 1848 gegründet)
die Zentralschule (ehemals Rote Schule, 1901 gegründet)
Die Schulbildung umfasste den Unterricht bis zur 10. Klasse, wobei es in Klassenstufe 9 mit 6 Stunden täglich die meisten Unterrichtsstunden gab. Da samstags unterrichtet wurde, „erkrankten“ an diesem Tag immer besonders viele Schüler. Später wurde zunächst aller 14 Tage am Samstag unterrichtet, später fiel dieser Unterrichtstag gänzlich weg.
Es gab Änderungen auch bei den Fächern:
UTP (Unterricht in der Produktion), bei dem die Schüler ab Klasse 7 in Betriebe gingen und in speziellen Abteilungen arbeiteten.
ESP (Einführung in die sozialistische Produktion) enthielt Theorie und Technisches Zeichnen. Heute gibt es die Profile Technik und Wirtschaft an unserer Schule.
Die Benotung umfasste die Zensuren 1 bis 5. Die Note 5 wurde nicht gerne erteilt, weil sich die Lehrer für diese Note rechtfertigen mussten (nicht der schlechte Schüler !) Man konnte dann ein Schuljahr wiederholen, bzw. bei einer nicht bestandenen Abschlussprüfung eine Nachprüfung machen. Bei groben Disziplinverstößen konnte der Direktor einen Schüler von der Schule verweisen.
Nachmittagsveranstaltungen
Es gab viele AG, wie Chor, Sport, Zeichnen,…, und Klassenveranstaltungen wie Basteln, Weihnachtsfeiern.. Da die meisten Kinder zu DDR-Zeiten entweder Pioniere oder Mitglieder der FDJ (Freie Deutsche Jugend) waren, gab es auch solche Veranstaltungen. Pionier war man vom 1. bis zum 7. Schuljahr, zuerst Jungpionier mit einem blauen Halstuch, später Thälmannpionier mit einem roten Halstuch. Die FDJler trugen blaue Hemden. Diese „Uniformen“ mussten am ersten und letzten Schultag sowie zu politischen Höhepunkten getragen werden. (Fahnenappelle) Schüler der Klasse 10 legten darin auch ihre Abschlussprüfungen ab. Für die Schüler gab es meist ab 7. oder 8. Klasse dreitägige Klassenfahrten. So fuhren die Schüler der 8. Klassen meist anlässlich der Jugendweihe nach Weimar oder Buchenwald. Ach, am letzten Schultag vor den großen Ferien endete der Unterricht bereits nach der 2. Stunde!
Weitere Veränderungen
1991 Einführung der Begegnungssprache (Englisch ab Klasse 3)
1989/90 Austritte aus der Pionierorganisation und der FDJ
ab 1990 keine Veranstaltungen mehr (Pioniernachmittage)
1992/93 Veränderung in der Schulstruktur
Zusammenlegung der 3 Adorfer polytechnischen Oberschulen zur Zentralschule Adorf
Einführung des Profilunterrichts
die ehemalige Reinhold-Huhn_Oberschule (alte Schule) wurde Grundschule
Ein Teil der Lehrer (vor allem Lehrer, die in systemgebundenen Fächern wie Staatsbürgerkunde oder Geschichte unterrichtet hatten und als Pionierleiter oder Parteisekretäre tätige) wurden durch das Schulamt angehört: Es folgtem zum Teil Kündigungen und zum Teil Weiterbeschäftigungen.
Die Zentralschule nach der Wende
Mit Beginn des Schuljahres 1992/93 wurden die Schüler der Klassen 5 bis 10 der Adorfer Polytechnischen Oberschulen an der Zentralschule unterrichtet, wenn sie diese Schule gewählt haben. Die Zentralschule wird seitdem als sächsische Mittelschule geführt und bietet das Technische Profil und das Wirtschaftliche Profil an. Während das Lehrpersonal beim Freistaat Sachsen angestellt ist, trägt die laufenden Kosten für den Schulbetrieb die Stadt Adorf als Schulträger. So wurden im Zeitraum von 1990 bis jetzt mehr als zwei Millionen Mark zur Erhaltung des Gebäudes sowie für Lehr- und Lernmittel ausgegeben. Darunter sind jährlich ca. 20 000 DM für Lehrbücher und ca. 20 000 DM für Lehrmittel. In diesem Zeitraum wurden auch Dach, Fenster, Heizung und Sanitäranlagen erneuert. Die ehemalige Schulküche wurde zum Technikkabinett umgebaut, das Chemiezimmer einschließlich Vorbereitung neu konzipiert und auf modernen Stand gebracht. Aus dem ehemaligen „Filmzimmer“ wurde ein modernes Informatikkabinett mit 16 Schüler- und einem Lehrerarbeitsplatz, bei dem von jedem Arbeitsplatz aus das Internet angewählt werden kann. Dank T-Online ist dieser Zugang für unsere Schüler kostenlos. Neben diesen Neuerungen wurden auch Waschbecken in den Zimmern installiert sowie notwendige Renovierungsarbeiten in den Zimmern und Korridoren durchgeführt. Für unsere Schüler sind damit optimale Voraussetzungen für gute Lernleistungen auf modernem Stand gegeben.